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Kronen Zeitung

05.02.2025, 11:10 Uhr
ÖsterreichFC Bayern München

HINTER DEN KULISSEN

Druck steigt! ÖFB-Beben nach Rangnick-Absage

Christian Tragschitz

Beim österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) wird hinter den Kulissen gerade das neueste Kapitel in der „never ending story“ des aktuellen Funktionärs-Versagens geschrieben. Nach der desaströsen Vorstellung des ÖFB bei der Präsidiumssitzung am 31. Jänner und dem folgenden Aufschrei in der rot-weiß-roten Fußball-Szene kündigt sich nun ein echter Paukenschlag an.


Gegen ÖFB-Präsident Wolfgang Bartosch regt sich ein wahrer Sturm des Widerstands aus einigen Landesverbänden. Nach Informationen der „Krone“ wird der Steirer am 18. Mai bei der Hauptversammlung in Bregenz als Verbandschef abgelöst werden: Dann kommt der bereits fünfte neue ÖFB-Präsident seit 2023!

Erfolgscoach Ralf Rangnick hatte zuletzt am Freitag sogar eine Einladung zur Präsidiumssitzung abgelehnt und zog es vor, dieser fernzubleiben. „Meine Teilnahme an der Präsidiumssitzung im Vorjahr war der ausdrückliche Wunsch des Präsidenten und des externen Beraters Walter Pürzl. Die beiden haben mich inständig darum gebeten, Teilnehmer dieser Präsidiumssitzung zu sein. Im Rückblick würde ich es nicht mehr machen. Ich würde viel lieber nicht dabei gewesen sein“, hatte der ÖFB-Teamchef schon im November mit einer ungewohnten Brandrede in eigener Sache auf die katastrophale Situation im Verband hingewiesen.

Die „Belastung“ bleibt
Auf „Canal+ Sport Austria“ war Rangnick in der Vorwoche zu den Transferverhandlungen mit Borussia Dortmund befragt worden. Dabei hatte der Ex-Schalke-Coach zum verlockenden Angebot des großen Lokalrivalen BVB gemeint: „Es ist ja jetzt nicht das erste Mal und nichts Neues, dass mein Name mit diversen Klubs in Verbindung gebracht wird. Aber ich habe mir jetzt vorgenommen, dass es keinen Sinn macht, sich zu solchen Spekulationen zu äußern. Ich habe im April 2024 eine Entscheidung getroffen in Österreich zu bleiben (Anmerkung: und nicht zu Bayern zu gehen), ich identifiziere mich hier voll und ganz mit der Aufgabe und freue mich auch schon sehr darauf, die Spieler im März-Lehrgang wiederzusehen und danach beginnt dann im Juni die WM-Qualifikation.“

Bild: GEPA/GEPA pictures

Rangnick wurde nicht nur für Fußball-Fans bereits zu einem Lieblings-Deutschen. Eigentlich eine „mission impossible“ in Österreich. Der in der Öffentlichkeit extrem populäre und volksnahe 66-Jährige hält den ÖFB aktuell fast im Alleingang auf Kurs. Im Präsidium geht es hingegen weiter drunter und drüber.

Verbands-Chef Bartosch hatte zuletzt sogar die zuvor ausgesprochenen Kündigungen seiner beiden operativen Chefs zurückgenommen und damit für allgemeines Kopfschütteln gesorgt. Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold, sollen nun doch in ihren Ämtern bleiben, obwohl sie als Erzfeinde seit längerer Zeit den kompletten Verband belasten.

Der Unmut wächst
„Es ist ein Wahnsinn, wie sich der österreichische Fußball in der Öffentlichkeit präsentiert. Unser Nationalteam spielt begeisternd auf und gewinnt bei der EM die Gruppe vor den Schwergewichten Frankreich und den Niederlanden. Zehntausende rot-weiß-rote Fans feiern bei der Europameisterschaft in Deutschland ein positives und friedliches Fest, um welches wir von vielen anderen Ländern beneidet werden. Und was machen wir Funktionäre? Wir stellen uns wie Dilettanten an: Es geht den Leuten an der Spitze nur um ihren Machterhalt“, sagte ein führender Spitzenfunktionär der „Krone“.

Ein erster Landesverbands-Präsident hat längst seine Konsequenzen gezogen: Horst Lumper, Vorsitzender des Vorarlberger Fußball-Verbands (VFV), legt alle Ämter beim VFV, ÖFB und auch der UEFA zurück. „Es war schon länger ein Thema. Letztendlich wurde es zunehmend schwieriger, im ÖFB die Meinungen und den Stil durchzusetzen, für den ich stehe. Die letzten Monate sowie Jahre waren äußerst aufwendig im ÖFB, auch mit einer Vorgangsweise, die ich so nicht toleriere.“

20 Jahre im ÖFB-Präsidium: Damit ist für Lumper nun Schluss! Der 63-Jährige zieht die Konsequenzen. Er wird nicht der letzte ÖFB-Funktionär sein. Das „worst-case-Szenario“ für den obersten Boss aber ist noch weit schlimmer: Bartosch wird mittlerweile sogar in der Steiermark, also seinem Heimat-Bundesland vehement abgelehnt.

Wer soll Bartosch ersetzen?
„Es sagt doch alles aus, wenn sich Ralf Rangnick weigert, zur ÖFB-Präsidiumssitzung zu kommen und eine Einladung dankend ablehnt. Da haben wir endlich einen erfolgreichen Teamchef, der sogar dem FC Bayern abgesagt hat. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen. Was aber machen wir? Präsentieren uns als zerstrittener Haufen, unfassbar“, sagte ein mächtiger steirischer Fußball-Funktionär der „Krone“.

Am 18. Mai in Bregenz soll auf der Hauptversammlung des ÖFB, die Strukturreform beschlossen sowie ein neuer Verbandschef und CEO präsentiert werden. Um es zurückhaltend zu formulieren: Die Chancen stehen nicht sehr groß, dass Bartosch dabei eine Mehrheit erhält. Im Gegenteil. Nach Informationen der „Krone“ haben sich bereits mehrere Kandidaten für die Rolle als neuer Boss des größten österreichischen Sportverbands in Stellung gebracht.

Eine Position, die sehr reizvoll ist. Fußball bewegt und wurde längst zu einem Millionen-Geschäft. Zwei Namen werden dabei derzeit als chancenreichste Kandidaten gehandelt: Roland Schmid, Chef von IMMOunited und als Grundbuch-Experte Marktführer in Österreich. Finanziell unabhängig und (was von vielen Funktionären mittlerweile bevorzugt wird) ein externer Kandidat.

Ein großes Geheimnis
„Unter den Präsidenten Beppo Mauhart und Friedrich Stickler herrschte Ruhe. Wir haben sogar die Europameisterschaft 2008 als Veranstalter nach Österreich geholt. Eine unglaubliche Leistung. Danach ging es nur mehr bergab“, ließ ein Ex-ÖFB-Spitzenmitarbeiter die „Krone“ wissen.

Bild: APA Pool/APA/GEORG HOCHMUTH

Seit 2008 wechselten sich Kurt Ehrenberger, Leo Windtner („mit seiner Änderung der Statuten hat leider die ganze aktuelle Krise begonnen“, so die ÖFB-Quelle), Gerhard Milletich, Johann Gartner, Klaus Mitterdorfer und Wolfgang Bartosch an der Spitze ab. Bald kommt der nächste Mann an die Reihe.

Der zweite Kandidat neben Roland Schmid wird im österreichischen Fußball für einiges Aufsehen sorgen. Sein Name wird aktuell noch gut gehütet um eine Schmutzkübel-Kampagne bereits im Vorfeld zu verhindern. Es bleibt sehr spannend beim ÖFB.


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