
Kronen Zeitung
SÄUMEL GEGEN SEMLIC
Die „Meisterklasse“ der Trainer-Musterschüler
Vor einem Jahr drückten sie noch gemeinsam die „Schulbank“: Als Teilnehmer und Absolventen des Pro-Lizenz-Lehrgangs, der international höchstmöglichen Trainerausbildung, büffelten sie gemeinsam für ihr großes Ziel. In der Bundesliga treffen sie am Samstag als Trainer-Gegner aufeinander: Jürgen Säumel (Sturm) und Philipp Semlic (WSG Tirol).
Ein Blick aufs „Klassenfoto“ beweist es: Dieser Trainerlehrgang der Pro-Lizenz 2022/23 hatte es in sich. Prominente Namen tummeln sich auf dem Schnappschuss: Austria-Trainer Stephan Helm ebenso wie Ex-Altach-Coach Joachim Standfest und sein ehemaliger Assistent Roman Wallner, GAK-Trainer Rene Poms, Ex-LASK-„Chef“ Thomas Sageder, Hartberg-Co Cem Sekerlioglu – oder eben auch die beiden Samstagsgegner in der Bundesliga: Sturms Jürgen Säumel und Tirols Philipp Semlic. Sie alle sind und waren in letzter Zeit Hauptakteure der österreichischen Fußball-Bundesliga. Ein Lehrgang als Pool hoffnungsvoller Trainer-Juwelen.
Abschreiben war im Kurs freilich kein Thema. Und „Klassen-Clown“ gab es auch keinen. Zu seriös ging es da im Trainerlehrgang zu. „Aber wir waren schon eine gute, lässige Truppe“, grinst Philipp Semlic. „Wir haben uns untereinander richtig gut verstanden, haben unsere Erfahrungen einbringen können, haben voneinander profitiert – und wir haben jede Menge Spaß gehabt. Auch nach den Lehrgängen.“ Auch deshalb hat man noch heute immer wieder Kontakt. „Man hört sich, man schreibt sich, man schätzt sich. So ein Lehrgang, wo du zwei Jahre lang permanent gemeinsam arbeitest, schweißt zusammen“, weiß Semlic auch vor dem Duell mit „Lizenz-Kumpel“ Jürgen Säumel.
Ein letztes Telefonat vor dem Spiel am Samstag hat es (noch) nicht gegeben: „Aber nicht, weil wir nicht wollen, sondern weil wir uns sicher schon vier-, fünfmal verpasst haben. Aber ich weiß ja, wo Sturm im Hotel untergebracht ist. Vielleicht schaue ich ja noch beim ,Säumi‘ vorab auf einen Kaffee vorbei“, freut sich Semlic auf ein Wiedersehen mit seinem Ex-Kollegen.
Säumel und sein Tiroler Pendant haben durchaus viel gemeinsam. Beide werkten in der Vergangenheit bei Hartberg (Semlic als Cheftrainer in der Regionalliga, Säumel später als Co-Trainer von Schopp in der Bundesliga), beide haben schon für Sturm gearbeitet (Säumel tut es noch immer, Semlic war vor seinem Lafnitz-Engagement Sturm-U18-Trainer). Und beide sind waschechte Steirer. „Mich freut es, dass Jürgen bei Sturm die Chance bekommen hat, sich zumindest einmal als Interimstrainer beweisen zu dürfen. Er war auch im Kurs schon immer sehr lernwillig. Und er ist vor allem eines: ein guter Mensch, ein lässiger Tyo. Er ist einer, der die Spieler mit seiner Art erreichen kann. Ob er auch am Ende das Vertrauen der Verantwortlichen als Dauerlösung bekommen wird, kann ich nicht abschätzen. Aber es würde mich freuen“, sagt Semlic, der in seiner Karriere noch nie gegen Säumel angetreten ist.
Die Bilanz gegen seine ehemaligen Lizenz-Kollegen in der Bundesliga ist zwiegespalten. Semlic siegte gegen Altach (mit Standfest und Wallner), verlor aber gegen die Austria (mit Helm) und den GAK (mit Rene Poms). „Aber ich schau nicht gegen wen ich gewinne oder verliere. Das ist kein Thema für mich“, ist der Tirol-Coach ehrlich.
Mit dem bisherigen Saisonverlauf ist der gebürtige Oststeirer mit der WSG durchaus zufrieden. „Wir spielen meiner Meinung nach einen guten Fußball. Man weiß, wofür wir stehen. Aber natürlich haben wir im Sommer auch einen Umbruch gehabt. Und klar ist auch, dass manche Zweitligisten mehr Budget haben als wir. Aber dafür schlagen wir uns tatsächlich nicht schlecht – obwohl mir natürlich klar ist, dass vier, fünf Punkte mehr am Konto auch möglich gewesen wären.“
Mit Sturm kommt auf die Tiroler auf jeden Fall eine harte Nuss zu. Zwar holte die Säumel-Truppe zuletzt „nur“ ein 1:1 gegen Altach. Doch davon lässt sich Semlic nicht beirren. Fix fehlen wird den Grazern Emanuel Aiwu. Der Innenverteidiger der Schwarz-Weißen sitzt seine Gelb-Sperre ab.
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