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21.11.2023, 17:53 Uhr
BUNDESLIGAGESCHICHTE
Verschwundene Großklubs und der Weg zurück Teil 3
Heute beleuchten wir ehemalige Bundesligavereine, die mittlerweile im Fußball-Unterhaus verschwunden, beziehungsweise auf dem Weg zurück sind. Dabei ziehen wir jene Klubs heran, die sich derzeit maximal in der vierthöchsten Leistungsstufe befinden und einmal Teil, der im Jahr 1974 gegründeten Österrreichischen Bundesliga waren. Wir haben diese Kurzserie auf drei knackige Ausgaben aufgeteilt, in denen jeweils drei Klubs präsentiert wurden. Nachdem wir bereits den FC Wacker Innsbruck, den Mattersburger Sportverein, den 1. Wiener Neustädter SC, den SC Eisenstadt, den SV Grödig und den VFB Mödling beleuchtet haben, geht es diesmal mit drei weiteren namhaften Klubs weiter. Hier gibt es noch einmal die letzten beiden Artikel zum nachlesen.
SV Spittal
Wir beginnen diesmal mit dem SV Spittal, der derzeit in der Kärntner Liga, sprich der 4. Leistungsstufe spielt. Der Klub wurde im Jahr 1921 gegründet und darf auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. In den 80er Jahren erlebten die Kärntner ihre wohl erfolgreichste Vereinsperiode, nachdem man zuvor erfolglos versucht hatte in die 2. Division aufzusteigen. Dies gelang dem SV Spittal in der Saison 1981/82, zwei Jahre später folgte der Aufstieg in die Bundesliga. Aufgrund einer Reduzierung von 16 auf zwölf Mannschaften mussten in der Spielzeit 1984/85 also fünf Teams absteigen - keine guten Nachrichten für den Aufsteiger.
Vom Bundesligisten zum Spitzenteam in der 2. Division
Man spielte eine durchaus passable Saison, doch am Ende reichte es nur für den 13. Platz, infolgedessen galt es also wieder den Gang in die 2. Division anzutreten. In der darauffolgenden Spielzeit verpassten die Kärntner den direkten Wiederaufstieg nur um zwei Punkte. So nahe sollte man der Bundesliga lange nicht mehr kommen. In den Jahren danach hatte man eher etwas mit dem Ab- als mit dem Aufstieg zu tun, wobei dieser in der Regel meist recht souverän abgewandt werden konnte. Gegen Ende der 90er Jahre entwickelte sich der SV Spittal Schritt für Schritt zu einem Spitzenteam in der 2. Division.
Der Wendepunkt
Als prägendste Saison und Wendepunkt in der Vereinsgeschichte gilt wohl jene im Jahr 1997/98, hier lief so ziemlich alles gegen die Kärntner. Man beendete die Spielzeit auf dem starken 2. Rang, welcher in den Jahren zuvor stets zum Playoff gegen den Vorletzten der Bundesliga berechtigte hatte. Einmal mehr machte eine Änderung der Regularien dem SV Spittal jedoch einen Strich durch die Rechnung. Meister wurde Vorwärts Steyr, den Oberösterreichern wurde die Lizenz jedoch erst in dritter Instanz und mit der Auflage von drei Minuspunkten gewährt. Gegen dieses Urteil erhob man Einspruch und erhielt zumindest eine finanzielle Entschädigung.
Der Fall
In der Folgespielzeit konnte man nicht an die starken Leistungen der Jahre zuvor anschließen und verlor zu allen Überfluss auch noch das Abstiegsplayoff gegen den SC Untersiebenbrunn aufgrund der Auswärtstorregel. Im Anschluss kam man nicht mehr über die Regionalliga hinaus und musste in der Saison 2008/2009 sogar in die Kärntnerliga absteigen, der man auch heute noch angehört. Derzeit befindet man sich mit 24 Punkten aus 16 Spielen auf dem 6. Tabellenplatz, sieben Zähler hinter Spitzenreiter SK Treibach. Den Ruf als Talentschmiede hat man aber immer noch inne und so hat man eine Reihe an bekannten Spieler wie beispielsweise GAK-Trainer Gernot Messner, Matthias Dollinger, Jürgen Pichorner, Markus Weissenberger und Wolfgang Knaller hervorgebracht.
1. Simmeringer SC
Weiter geht es mit einem absoluten Traditionsverein, die Rede ist vom 1. Simmeringer SC. Die Fußballsektion der Wiener wurde bereits im Jahr 1901 gegründet und bei der ersten offiziellen österreichischen Fußballmeisterschaft 1912 belegte man den fünften Platz. Die goldenen 20er Jahre verliefen für den Klub aus dem elften Gemeindebezirk äußerst erfreulich, hier erlebte man die erfolgreichste Zeit in der Vereinsgeschichte und belegte sogar einmal den dritten Tabellenplatz (1926). Aufgrund von finanziellen Problem musste man jedoch in weiterer Folge in die zweite Liga absteigen (1928), erst zehn Jahre danach kehrte man in die höchste Spielklasse zurück.
Das Schicksalsjahr
Danach etablierte sich der 1. Simmeringer SC über mehr als ein Jahrezehnt hinweg in eben dieser. Doch es folgte das Schicksalsjahr 1974 von dem sich der Klub weder sportlich noch wirtschaftlich über lange Zeit hinweg erholen sollte. Mit der Gründung der Bundesliga musste der Simmeringer SC zwangsabsteigen, da die Ligareform nicht aufgrund von sportlichen, sondern aufgrund von geographischen Kriterien vorangetrieben wurde. Jedes Bundesland, bis auf Wien (zwei), durfte nur einen Verein stellen, herangezogen wurde hierfür eine Fünfjahreswertung bei der man gegen die Großklubs Austria und Rapid keine Chance hatte.
Ein letztes Hurra
In der Spielzeit 1981/82 folgte der letzte und einzige Auftritt in der neu gegründeten österreichischen Bundesliga, aus der man sang- und klanglos als Tabellenletzter wieder abstieg. Es war dies das letzte Hurra des Simmeringer SC, denn in den folgenden Jahren ging es hinab bis in die Wiener Stadtliga (4. höchste Leistungsstufe), in der man auch heute spielt. Dies liegt vor allem in finanziellen Problemen begründet, die im Jahr 1994 mit einem Zwangsausgleich endlich aus dem Weg geräumt werden konnten.
Heutige Situation
In den letzten Jahren dockten immer wieder bekannte Namen bei den Simmeringern an wie beispielsweise Andi Ogris, Marcus Pürk, Thomas Flögel oder Damir Canadi. Speziell letzterer hinterließ einen bleibenden Eindruck und machte aus dem Stadtligaklub (der zwischenzeitlich sogar in der Oberliga, also der 5. Leistungsstufe agierte einen Aufstiegsanwärter für die damalige Erste Liga (2. Leistungsstufe) in den frühen 2010er Jahren. Mittlerweile spielt man wieder in der Wiener Stadtliga, wo man sich in dieser Saison im Abstiegskampf befindet. Der 1. Simmeringer SC rangiert auf Platz 13 mit 14 Punkten und liegt nur sechs Punkte vor dem Tabellenschlusslicht ASV 13.
SAK 1914
Zum Abschluss beleuchten wir einen weiteren Klub mit einer langjährigen und spannenden Geschichte, hier legen wir den Fokus auf den ältesten Salzburger Fußballverein, nämlich den SAK 1914 (Salzburger Athletiksport-Klub 1914). Dieser ist Salzburger Rekordmeister und konnte sich insgesamt 30 Mal den Landesmeisteritel sichern. Bis zu den 1950er Jahren genoss dieser Titel einen hohen Stellenwert, war er doch der höchste, der für einen "Provinzverein" zu erreichen war. Mit der Zulassung der Bundesländervereine zur gesamtösterreichischen Meisterschaft änderte sich dieser Umstand rapide.
Glücklose Auftritte in der höchsten Spielklasse
Im Jahr 1952 war der SAK der erste Salzburger Verein, der jemals in der höchsten Spielklasse vertreten war, erfreulich verlief diese Spielzeit jedoch nicht, denn mit den Großklubs aus Wien, Graz und Linz konnten die Nonntaler nicht mithalten. Lediglich vier Zähler wurden geholt. Das zweite Gastspiel endete ähnlich erfolgreich, diesmal errang man immerhin acht Punkte. Auch in der Bundesliga war man für eine Saison vertreten (1985), was als großer Erfolg gewertet werden kann. Bleibenden Eindruck hinterließ die Truppe von Kurt Wiebach, dem ehemaligen Geschäftsführer von Red Bull Salzburg jedoch nicht, denn man stieg als Tabellenletzter wieder ab. Jener Wiebach sollte übrigens im Jahr 2005 eine führende Rolle im Streit über die Klubfarben mit den Austria Salzburg-Fans inne haben, der im Anschluss zum Bruch mit eben jenen führte, mehr dazu wird es zukünftig vielleicht einmal in einem eigenen Artikel geben.
Abstieg ins Unterhaus
Nach dem Abstieg blieben dem SAK immerhin noch die Derbys gegen Austria Salzburg als sportliche Highlights in Liga Zwei. Letztere wollte sich zu dieser Zeit aufgrund eines hohen Schuldenberges mit dem SAK zum Casino-SAK zusammenschließen, was von diesem jedoch strikt abgelehnt wurde. Im Jahr 1988 folgte der Abstieg aus der zweiten Liga und in den folgenden Jahren wurde man sogar bis in die Salzburger Landesliga (5. Leistungsstufe) durchgereicht. In den 90ern und 2000ern pendelte man zwischen der 3. und 5. Leistungsstufe, mittlerweile hat man sich in der Salzburger Liga (4. Leistungsstufe) eingependelt.
Die Personalie Christian Schwaiger
Einen letzten Höhenflug gab es mit der Amtsübernahme von Christian Schwaiger als neuen Präsidenten und Geldgeber. Dieser verpflichtete Ex-Profis wie Mersudin Jukic, Hans-Peter Berger, Markus Berger und Robert Strobl. In der Saison 2019/20 war man am besten Weg in die 2. Bundesliga aufzusteigen, man gewann unter anderem 17 Spiele hintereinander. Überraschenderweise erklärte Präsident Schwaiger, dass der Aufstieg aufgrund infrastruktureller Mängel nicht möglich sei und trat gleichzeitig zurück. Die Spielzeit wurde aufgrund der Coronapandemie abgebrochen, Roman Wallner als neuer Cheftrainer installiert und die Mannschaft brutal verjüngt. Auch die Saison 2020/21 wurde aufgrund der Pandemie abgebrochen. Mittlerweile spielt man wieder in der Salzburger Liga und liegt dort mit 17 Punkten auf Rang 14. Zu Saisonbeginn machte man jedoch mit der Verpflichtung von Zlatko Junuzovic noch einmal medial auf sich aufmerksam.
Das war der dritte und letzte Teil unserer Serie Großklubs und ihr Weg zurück. Wir wünschen allen Vereinen alles Gute für die Zukunft und werden diese weiterhin genau verfolgen.
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